Bandscheibenvorfall: Wenn die Stoßdämpfer verrutschen

21.07.2015 | Unternehmen

Bandscheibe

Ein plötzlicher Schmerz im Bein oder Rücken und nichts ist mehr wie es war. Laufen ist kaum noch möglich und selbst Liegen und Sitzen wird zur Qual. Wenn die Stoßdämpfer der Wirbelsäule den Dienst verweigern, beginnt für Betroffene ein langer Weg der Rehabilitation. Novitas BKK-Beratungsärztin Dr. Edeltraud Schlotmann-Höller weiß, wann ein Bandscheibenvorfall operiert werden muss, welche Erfolgsaussichten der Eingriff hat und welche konservativen Behandlungsmöglichkeiten sinnvoll sind.

novitas Schlotmann Höller

„Da ein Bandscheibenvorfall äußerst schmerzhaft ist, sind klassische Schmerzmittel wie Ibuprofen in der ersten, akuten Phase unumgänglich“, erklärt Dr. Schlotmann-Höller. „Für die weitere Schmerztherapie gibt es gängige und langfristig wirksame Alternativen, wie Akupunktur, Physio-, Wärme- und Elektrotherapie.“
Wenn der Betroffene schmerzfrei ist, wird mit der Krankengymnastik begonnen. Dr. Schlotmann-Höller: „Die ist unerlässlich, um die Bauch- und Rückenmuskulatur gezielt zu stärken.“ Unter professioneller Anleitung erlernt, müssen die Übungen zuhause und/oder beim Rehasport regelmäßig weitergeführt werden.

Sanfte Entlastung für den Rücken
Bei einem Bandscheibenvorfall lautet die Devise: liegen, laufen und lümmeln. „Liegen, am besten in der Stufenbettlagerung, Knie und Hüfte jeweils 90 Grad gebeugt, etwa auf einem Würfel, Pezziball oder Stuhl“, rät die Ärztin, „das entlastet die Bandscheiben und entspannt den schmerzgeplagten Rücken.“ Das beste Heilmittel bei einem Bandscheibenvorfall ist aber Bewegung. „Gehen, Rückenschwimmen, aber auch Tanzen sind besonders rückenschonend“, weiß Dr. Schlotmann-Höller. „Beim Sitzen sollten die Patienten darauf achten, den Rücken zu entlasten. Das erreichen sie, indem sie sich zurücklehnen oder abgestützt nach vorne beugen, eben lümmeln.“ Ganz wichtig: öfter die Sitzposition ändern und immer mal wieder aufstehen.

Nicht immer lässt sich eine OP vermeiden
Erst wenn nach drei Monaten keine Besserung eingetreten ist oder sich der Zustand sogar verschlechtert hat, sollte man eine Operation in Erwägung ziehen. „Notwendig ist eine OP auch bei Patienten, bei denen die Bandscheibe Nerven oder Rückenmark stark eingeklemmt hat und die deshalb Muskellähmungen aufweisen oder Blase und Darm nicht mehr kontrollieren können.“
Meistens operiert man heute minimalinvasiv, also mit feinen Sichtgeräten und stabförmigen Instrumenten, die durch winzige Hautschnitte eingeführt werden. In manchen Fällen kommt auch der Laser zum Einsatz.
„Es lässt sich häufig nur schwer abschätzen, inwiefern die Heilungschancen bei einem Bandscheibenvorfall durch eine Operation besser sind als bei einer konservativen Behandlung“, so die Medizinerin. „Mein Rat ist, sich in Absprache mit dem Arzt nur dann zu einer Operation zu entschließen, wenn der zu erwartende Nutzen deutlich höher ist als mögliche Risiken. Zu den Risiken des Eingriffs zählen Schädigungen der Nerven und Gefäße, Entzündungen oder Narbenbildungen, die unter Umständen Folgeoperationen notwendig machen.“