Gesundes Fasten: wie es geht, was es bewirkt

08.02.2018 | Gastronomie

Gesunde Ernährung

Die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern nutzen viele Menschen zum Fasten. Novitas BKK-Beratungsärztin Dr. Edeltraud Schlotmann-Höller, weiß, worauf es beim gesunden Heilfasten ankommt und was es in unserem Körper bewirkt.

Keine Nulldiät

Fasten bedeutet nicht, von heute auf morgen einfach nichts mehr zu essen, um schnell ein paar Pfunde zu verlieren. Richtiges Fasten ist der bewusste Verzicht auf feste Nahrung oder Genussmittel über eine begrenzte Zeit hinweg. Es sollte gut tun und glücklich machen. „Der Nahrungsverzicht entlastet die Verdauungsorgane“, erklärt Dr. Edeltraud Schlotmann-Höller, „Stoffwechsel und Leber müssen weniger arbeiten. Damit der Körper zur Ruhe kommen und neue Energie tanken kann, ist es sinnvoll, Heilfasten während eines Urlaubs durchzuführen. Im besten Fall hat Fasten dann den langfristigen Effekt, einen ungesunden Lebensstil zu ändern.“

Was im Körper geschieht

Am ersten Tag reagiert unser Körper auf den Nahrungsentzug mit Stress. Dr. Schlotmann-Höller: „Das Gehirn erhöht die Adrenalin- und Cortisolproduktion. Wir sind in Alarmbereitschaft und hellwach. Nach einem Tag ist der gespeicherte Zucker aufgebraucht. Unser Körper nimmt sich nun die Eiweiße aus dem Verdauungstrakt sowie der Muskulatur und wandelt sie in Energie um. Deshalb ist es wichtig, sich auch während des Fastens zu bewegen. Das reduziert den Muskelabbau und kurbelt den Stoffwechsel an.“
Nach etwa drei Tagen hat sich unser Körper an das Hungern gewöhnt und wir können den Verzicht sogar genießen: Der Körper schüttet vermehrt das Glückshormon Serotonin aus. „Durch den veränderten Serotoninhaushalt werden weniger Entzündungsbotenstoffe gebildet“, so die Beratungsärztin, „das kommt vor allem Menschen mit Gelenk- und Rheumabeschwerden zugute.“ Erst am vierten Tag setzt die Fettverbrennung ein.

Die drei Phasen des Fastens

Die Fastenzeit lässt sich in drei Phasen einteilen. Nur im Zusammenspiel führen sie zu dem gewünschten Ergebnis:
Umstellung: Die Umstellung auf eine leichte, gut verdauliche Nahrung dauert etwa zwei, drei Tage. Sie gilt als die schwierigste Phase des Fastens. Kaffee, Alkohol, Süßigkeiten, fettige Speisen, schwarzer Tee und Nikotin sind Tabu. Als negative Begleiterscheinung können zu Beginn der Umstellung schlechte Laune, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und ein niedriger Blutdruck auftreten.
Entschlackung: Jetzt beginnt das eigentliche Fasten. Zu Beginn wird mithilfe von Einläufen oder Abführmitteln der Darm von Speiseresten gereinigt. Ein leerer Darm erleichtert das Fasten: das Hungergefühl bleibt aus und im Körper stellt sich schneller ein Wohlfühlgefühl ein, als ohne Darmentleerung. Da keine feste Nahrung aufgenommen wird, wird die Produktion von giftigen und belastenden Stoffwechselprodukten weitestgehend vermieden. So kann sich der Organismus voll auf seine Regeneration konzentrieren. Der Tagesbedarf an Nährstoffen wird nur noch durch Wasser, Obst- und Gemüsesäfte, Brühen und Früchtetees gedeckt. Die Begleiterscheinungen der Umstellungsphase verschwinden langsam und ein positives Körpergefühl setzt ein.
Fastenbrechen: Der Organismus wird langsam wieder an die normale Kost gewöhnt. Zuerst isst man in Maßen frisches Obst und Gemüse, dann darf allmählich wieder zu anderen Lebensmitteln gegriffen werden. Diese Aufbauzeit sollte mindestens vier Tage dauern. Optimal ist etwa eine Woche oder ein Drittel der eigentlichen Fastenzeit.

Nicht für jeden geeignet!

„Vor einer Fastenkur sollten Sie sich gründlich von Ihrem Hausarzt untersuchen lassen“, betont Dr. Schlotmann-Höller. „Prinzipiell gilt: Kurze Fastenkuren über wenige Tage und auch längere Fastenkuren von zwei bis vier Wochen sollten nur völlig gesunde Menschen unter fachkundlicher Betreuung und ärztlicher Kontrolle machen. Denn beim Fasten ist eine korrekte und ausreichende Energie- und Flüssigkeitszufuhr wichtig. Schwangere, Stillende und Menschen mit akuten Krankheiten sollten nicht fasten, Menschen mit chronischen Krankheiten sollten dies nur nach Rücksprache mit dem Hausarzt tun. Kinder und Jugendliche sowie ältere Personen ab 70 Jahren sollten nur unter ärztlicher Kontrolle Fasten.

Fastenkuren im Überblick

Es gibt verschiedene Fastenprogramme, bei denen zum Teil auch Lebensmittel erlaubt sind. Hier eine Auswahl:

Mayr-Kur: Die Kost aus Brötchen und Milch beansprucht kaum die Verdauung. Beides wird durch eine spezielle Ess- oder Kautechnik sehr langsam bis zur Sättigung gekaut. Ziel ist eine gründliche Darmsäuberung und Entsäuerung.

Heilfasten nach Buchinger: Statt fester Nahrung gibt es verdünnte Obst- und Gemüsesäfte, Tees und Gemüsebrühe. Das verringert die Belastung für den Stoffwechsel. Hinzu kommen Einläufe, die der Darmreinigung dienen sollen.

Früchtefasten: Bis zu fünf Portionen frische Früchte und Obst oder leicht gedünstetes Gemüse am Tag sind erlaubt. Diese Methode ist für Menschen gedacht, die befürchten, nicht genug Durchhaltevermögen zu haben, oder deren Konstitution es nicht erlaubt.

Heilfasten nach Hildegard von Bingen: Ein- bis zweimal täglich gibt es eine so genannte Fastensuppe. Hier werden Dinkelkörner mit Gemüse, grünen frischen Kräutern und Gewürzen abgekocht. Die Brühe enthält genug Spurenelemente um den Elektrolyt-Haushalt in Balance zu halten.

Molkefasten: Insgesamt ein Liter Molke wird über den Tag hinweg verteilt getrunken. Molke ist besonders reich an Kohlenhydraten, Milchsäure und hochwertigem Eiweiß. Vorteil: Durch die Molke ist ein geregelter Haushalt an Mineral- und Vitalstoffen sichergestellt.

Schrothkur: Die klassische Schrothkur ist gesundheitlich umstritten. Es gibt jedoch auch abgewandelte Formen. Bei der Schrothkur wechseln sich grundsätzlich Trink- und Trockentage ab. Auch feuchte Wickel sind Bestandteil der Behandlung.