Duisburg – Chinas Tor zu Europa?

09.03.2019 | Unternehmen

Duisburg, die Stadt im Ruhrgebiet, war für einen Großteil des 20. Jahrhunderts die Stadt aus Stahl und Kohle, deren Schornsteine den Himmel in Rauch hüllten. Als größter Binnenhafen Europas mit einem Containerumschlag von 4,1 Millionen Containereinheiten im Jahr 2018 und rund 400 Schienengüterverkehrsverbindungen ist der Duisburger Innenhafen mittlerweile eines der Pionierziele in Europa, insbesondere was den Eisenbahnverkehr aus China angeht: Die neue Seidenstraße, offiziell „Belt-and-Road“-Projekt genannt, erstreckt sich auf rund 11.000 Kilometern zwischen dem rund 500.000 Einwohner großen Duisburg und der Megametropole Chongqing in Zentralchina mit mehr als 30 Millionen Einwohnern. Die Verbindung zwischen der Stadt im Ruhrgebiet und China wurde 2014 beim Staatsbesuch des chinesischen Premierministers Xi Jinping im Duisburger Hafen offiziell anerkannt und zieht seitdem chinesische Unternehmen nach Duisburg. Seitdem floriert die Stahlstadt und erlebt einen wirtschaftlichen Aufschwung, trotz einer Arbeitslosenquote von 12 Prozent im Jahr 2018. Dank des Infrastrukturprojektes, das mit Milliarden Dollar von der chinesischen Regierung subventioniert wird, macht den Duisburger Hafen zum zentralen Logistikdrehkreuz Europas im Handel mit China – rund 80 Prozent der Züge aus China machen es jetzt zum ersten Halt in Europa.

Wachstum angestrebt
Die neue Seidenstraße hat ein modernes Netz von Land- und Seehandelswegen durch die internationale Landschaft geprägt. Das Beispiel Duisburg zeigt, wie es dank Globalisierung unter anderem möglich ist, auf dem neuesten Stand wirtschaftlicher Entwicklungen zu bleiben, auf einer Investitionsplattform mit Kryptowährungen online zu handeln oder auch Geschäfte international auszubauen. Rund 30 Züge pro Woche verkehren in nur knapp zwei Wochen zwischen Duisburg und China über die neue Seidenstraße, um Elektronikprodukte in den Westen, und Konsumgüter wie Wein und Spirituosen in den Osten zu transportieren. Doch damit nicht genug. Denn es soll noch mehr Wachstum generiert werden, durch Kooperationen mit chinesischen Partnern und durch Projekte entlang der Seidenstraße.

Umweltfreundlich, günstig, schnell
Der Seetransport macht zwar immer noch mehr als 95 Prozent des Güterverkehrs zwischen Deutschland und China aus, etwas mehr als 1 Prozent der Produkte werden über das Schienennetz transportiert und der Rest kommt nach wie vor per Flugzeug. Dabei ist der Transport über den Schienenverkehr nicht nur umweltfreundlich, sondern auch schneller als der Seetransport und zudem günstiger als die Luftfracht, so Erich Staake, Chief Executive Officer des Duisburger Hafens, duisport. Und gerade das Schienennetz bietet eine aus wirtschaftlicher Sicht willkommene Transportverbindung für Kleidung, elektronische Geräte, Autoteile, Papier und Konsumgüter aller Art und ist zudem ein Tor für chinesische Provinzen, die tief im Land liegen.

Bilateraler Handel auf Schienen
Bis sich der Güterverkehr über das Schienennetz auf der neuen Seidenstraße aber vollständig etabliert hat, wird es noch etwas dauern. Ein Grund ist sicher die Tatsache sein, dass die Überlandrouten durch bis zu sechs Länder führen und dass die Eisenbahnen in Russland, Belarus, Kasachstan und der Mongolei eine breitere Spur haben als die Eisenbahnen in Europa oder China. Container müssen deshalb zweimal umgeladen werden, was einen ganzen Tag in Anspruch nimmt. Darüber hinaus müssen die Lokomotiven mehrmals ausgeschaltet werden, da einzelne Streckenabschnitte noch nicht elektrifiziert sind – Zeit ist somit bei der Transportlogisitk einen entscheidenden Faktor. Nichtsdestotrotz ist die Tatsache, dass dank des „Belt-and-Road“-Projektes auch Güter aus Zentralchina nach Duisburg über die neue Seidenstraße transportiert werden können sowie die zentrale Lage im Herzen Europas sind für viele chinesische Unternehmen ausschlaggebende Faktoren, im Duisburger Hafen ansässig zu werden. Zudem ist China Deutschlands wichtigster Handelspartner in Asien. So betrug das bilaterale Handelsvolumen 2016 knapp 170 Milliarden Euro.

Duisburgs Achillesferse
Die neue Seidenstraße, eines der größten Infrastrukturprojekte aller Zeiten und wichtige Handelsverbindung zwischen Deutschland und China, wird neue Möglichkeiten im Bereich des bilateralen Handels zwischen Deutschland und China ermöglichen und für Duisburg, die Stahlstadt mit dem größten Binnenhafen der Welt und eines der wichtigsten Verkehrs- und Handelszentren Deutschlands, zu einem immer wichtigeren Wirtschaftsfaktor werden – wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Denn noch bleiben die Rückfahrten der Züge die Achillesferse von Duisburg. Für jeweils zwei volle Container, die aus China in Europa ankommen, kehrt nur einer zurück, und der Duisburger Hafen verdient nur ein Fünftel der Gebühr aus leeren Containern, die nach China zurückgeschickt werden müssen.