Einstieg in die Finanzbranche: Beliebte Berufe im Überblick

13.11.2023 | Unternehmen

Aktien, Anleihen, Versicherungen oder die Hausfinanzierung – es gibt viele unterschiedliche Finanzprodukte. Es braucht im Alltag Experten, um sich zurechtzufinden. Wie wird man eigentlich Finanzexperte? Es gibt sehr unterschiedliche Möglichkeiten und Berufe. Der reine Finanzberater ist nur ein Zweig, um Dienstleistungen rund ums Geld zur Berufung zu machen. Portfolio-Manager hantieren nach einigen Jahren mit Millionen und Steuerberater müssen oft mehrere Jahre im Voraus für ihre Mandaten bei der Steuer mitdenken.

Handshake
Abbildung 1: Wer in die Finanzbranche einsteigen möchte, hat heute viele Möglichkeiten. Doch worauf kommt es dabei genau an? Bildquelle: @ Cytonn Photography / Unsplash.com

1. Wirtschaftsprüfer: Sicherer Job und gute Gehaltsmöglichkeiten

Wirtschaftsprüfer sind selbständig oder in Unternehmensberatungen tätig und prüfen alle finanziellen Aufzeichnungen/Wirtschaftsberichte verschiedener Unternehmen. Das Ziel: Eine Bewertung der Genauigkeit aller Unterlagen und der Einhaltung aller gesetzlichen Vorschriften.
Die Wirtschaftsprüfung ist die Basis einer objektiven Compliance Bewertung der überprüften Gesellschaften. Das Ergebnis liefert außerdem wichtige Informationen für Investoren, Gläubiger und Regulierungsbehörden zu den Unternehmensfinanzen. Die Tätigkeit als Wirtschaftsprüfer setzt in der Regel den Abschluss eines Wirtschafts- oder Steuerrechts-Studiums (oder vergleichbarer Abschlüsse) voraus. Außerdem braucht es Berufspraxis, um die Zulassung zur Prüfung zu erhalten und diese als Voraussetzung zur Bestellung als Wirtschaftsprüfer zu erhalten.
Die Gehälter von Wirtschaftsprüfern variieren stark nach Erfahrung und Qualifikation. Eingestellt werden Wirtschaftsprüfer unter anderem von bekannten Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, zu denen Deloitte, PricewaterhouseCoopers, Ernst & Young und KPMG gehören. Die Einstiegsgehälter liegen im hohen fünfstelligen Bereich. Mit entsprechender Berufserfahrung sind Gehälter jenseits der 100.000 Euro möglich.

2. Finanzberater: Vielfältige Aufgaben und hohe Provisionschancen

Finanzberater decken ein sehr breites Aufgabengebiet ab: Sie helfen Unternehmen und Verbrauchern dabei, wirtschaftliche Fragen zu klären. Zu ihrer Tätigkeit gehört das gesamte Spektrum des wirtschaftlichen Handelns:
1. Geldanlage
2. Finanzierungen/Kredite
3. Versicherungen.
In dieser Funktion kann der Finanzberater anlassbezogen in den einzelnen Bereichen aktiv werden oder hinsichtlich einer umfassenden Finanzplanung. Hinsichtlich der beruflichen Perspektive kann ein Finanzberater auf selbständiger Basis mit Gewerbeanmeldung oder im Rahmen eines Angestelltenverhältnisses tätig werden.
Anders als Versicherungsmakler oder Steuerberater ist der Finanzberater kein Ausbildungsberuf und die Bezeichnung nicht gesetzlich geschützt. Daher ist der Einstieg hier sehr viel leichter. Allerdings gehört die Vermittlung von Finanzprodukten zu den erlaubnispflichtigen Gewerben nach §34 GewO. Diese setzt eine Sachkundeprüfung, beispielsweise bei der zuständigen IHK voraus. Für den Beruf des Finanzberaters sind kaufmännische Ausbildungen als Grundlage von Vorteil.
Selbständige Finanzberater arbeiten häufig auf Provisionsbasis und sind an Produkte bestimmter Gesellschaften gebunden. Wer davon eher unabhängig agieren will, kann auch auf Honorarbasis arbeiten – sprich sich von Mandanten für die Beratung entsprechend bezahlen lassen.

3. Kreditvermittler: Expertenstatus in einem wichtigen Bereich

Banken, Finanzdienstleister und FinTech-Unternehmen bieten heute ein sehr breites Spektrum an Finanzierungslösungen. Verbraucher und Unternehmen haben hier mitunter Schwierigkeiten, geeignete Darlehenslösungen zu finden. Genau hier kommt der Kreditvermittler ins Spiel. Aufgrund seiner Erfahrung und seines Know-hows kann er ein individuell passendes Finanzierungskonzept erarbeiten. Besonders wichtig ist an dieser Stelle eine optimale Balance zwischen dem gewünschten Finanzierungszweck und den wirtschaftlichen Möglichkeiten der Mandanten.
Die Stärke des Kreditvermittlers liegt darin, für Privat- und Unternehmensfinanzierungen die besten Konditionen zu finden und bei der Antragstellung unter die Arme zu greifen. Ähnlich dem Finanzberater gibt es keine zentrale Ausbildung zum Kreditvermittler. Allerdings ist es auch hier von Vorteil, bereits eine entsprechende Vorbildung mitzubringen – etwa als Bankkaufmann oder Finanzwirt.
Wie hoch das Gehalt für einen Kreditvermittler ausfällt, hängt sehr stark von:
- Erfahrung
- Kundennetzwerk
- Honorarvereinbarung
- Provisionen
ab. Die Durchschnittsgehälter für Einsteiger liegen zwischen 30.000 Euro und 40.000 Euro, können durch Provisionen und andere variable Gehaltsbestanteile noch deutlich steigen. Mit Berufserfahrung kann das Gehalt durchaus auf 50.000 bis knapp 70.000 Euro steigen. In der Selbstständigkeit besteht zum Beispiel die Möglichkeit, mit einer Plattform für Kreditvermittlung zusammenzuarbeiten, um so sicher Leads bekommen zu können.

4. Versicherungsmakler: Finanztätigkeit mit Sachkundenachweis

Unternehmen und Verbraucher können sich gegen alle erdenklichen Schadensereignisse – vom Glasbruch im Aquarium und der anschließenden Überschwemmung bis zur Berufsunfähigkeit oder betrieblichen Haftungsrisiken – versichern. Allerdings fällt es bei der Vielzahl an Tarifen und Versicherungssparten schwer, immer den Überblick zu behalten.
Versicherungsmakler unterstützen in verschiedenen Bereichen, wie:
- Schadensversicherungen
- Personenversicherungen
- Anlageprodukten auf Versicherungsbasis
- betrieblichen Versicherungsrisiken.
Um den Beruf als Versicherungsmakler auszuüben, braucht es eine gewisse Vorbildung. Es gibt drei klassische Wege, um diesen Weg einzuschlagen. Diese sehen folgendermaßen aus:

1. Sachkundeprüfung als Fachmann oder Frau für Versicherungsvermittlung
Die Sachkundeprüfung für Fachleute in der Versicherungsvermittlung ist eine anspruchsvolle Prüfung, die sicherstellt, dass Versicherungsvermittler über das erforderliche Fachwissen verfügen. Die Prüfung umfasst verschiedene Themenbereiche – darunter:
- Versicherungsprodukte
- rechtliche Rahmenbedingungen
- Versicherungsmathematik
- ethische Grundsätze
Typischerweise besteht die Prüfung aus schriftlichen und mündlichen Teilen. Die schriftliche Prüfung beinhaltet Multiple-Choice-Fragen sowie Fallstudien, die ein tiefes Verständnis der Materie erfordern. Im mündlichen Teil müssen Kandidaten ihre Kenntnisse in einem Prüfungsgespräch unter Beweis stellen. Die Prüfung stellt sicher, dass Versicherungsvermittler in der Lage sind, Kunden fundiert zu beraten und rechtliche Anforderungen zu erfüllen, um eine qualitativ hochwertige Versicherungsvermittlung zu gewährleisten.

2. Abgeschlossene Berufsausbildung als Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzanlagen
Wer bereits über eine abgeschlossene Berufsausbildung in diesem Bereich verfügt, weist auf diesem Weg seine Sachkunde quasi per Ausbildung nach.

3. Weiterbildung zum Fachwirt für Versicherungen und Finanzen
Die Weiterbildungsmöglichkeit sorgt dafür, dass am Ende ebenfalls eine entsprechende Tätigkeitserlaubnis erworben wird.
Parallel zu diesen Wegen zum Versicherungsmakler bieten diverse Regelungen auch Quereinsteigern die Möglichkeit, sich beruflich mit der Versicherungsberatung zu beschäftigen. Dieser ebnet Hochschulabsolventen mit wirtschaftlicher Vorbildung und anderen kaufmännischen Berufen den Einstieg.
Anders als der reine Versicherungsvertreter, der ausschließlich für ein Versicherungsunternehmen arbeitet, arbeiten Versicherungsmakler meist sehr viel freier und sind nicht nur auf die Produkte einiger weniger Gesellschaften beschränkt. Zu den wichtigen Einkommensquellen gehören Provisionen. Durch diese variablen Gehaltsbestandteile ist es schwierig, für den Versicherungsmakler pauschal ein Durchschnittgehalt anzugeben.

5. Portfolio-Manager

Die Aufgabe des Portfolio-Managers besteht darin, eine Investment-Portfolio zu verwalten. Zu den konkreten Aufgaben des Finanzexperten gehören die Auswahl und Überwachung der Investments. Entscheidend für den Erfolg der Investitionen wird die richtige Zusammenstellung aus:
- Aktien
- Anleihen
- Zertifikaten
- Währungen und
- Rohstoffen.
Portfolio-Manager bringen das nötige Know-how mit, um auch riskante Anlagen – wie Zertifikate – in die Anlagestrategie einzubauen.
Um die Investment-Portfolios zu verwalten, gehört eine Analyse der Marktrends, die Bewertung von Risiken und Renditen. Allerdings dient diese Aufgabe nicht dem reinen Selbstzweck. Portfolio-Manager treffen Entscheidungen immer basierend auf den individuellen Bedürfnissen und Zielen ihrer Kunden. Im Alltag arbeitet der Finanzexperte für institutionelle Anleger als auch Privatpersonen.
Der Weg zum Portfolio-Manager führt oft über ein Hochschulstudium aus dem Bereich der Wirtschafts- und Finanzwissenschaften. Nach dem Bachelor schließt sich meist ein Master in den Bereichen Financial Markets oder Finance and Accounting an. Zusätzliche Weiterbildungen als Financial Analyst verbessern das Know-how zusätzlich.
Die Einstiegs- und Durchschnittsgehälter variieren sehr stark und hängen auch von der beruflichen Erfahrung und dem Werdegang ab. Allerdings sind höhere fünfstellige Gehälter schon für den Einsteiger drin. Mit einer erfolgreichen Erfolgsbilanz und Verantwortung für größere Portfolios ist der Sprung über die 100.000 Euro Grenze drin.

6. Steuerberater: Ansprechpartner für Unternehmer

Steuerberater sind Experten für alles, was das Thema Steuern betrifft. Dabei ist der Fokus nicht allein auf das Steuerrecht gerichtet. Erfahrene Steuerberater haben auch einen Blick für die betriebswirtschaftlichen Fragen. Zu seinen Aufgaben der Steuerberater gehört die Erstellung von Steuererklärungen und eine Beratung bei der steuerlichen Gestaltung.
Es geht darum, die steuerlichen Belastungen für den Mandanten – in Form von Unternehmen und Privatpersonen – im Rahmen der legalen Maßnahmen zu reduzieren. Dazu kann es nötig sein, die steuerliche Gestaltung über mehrere Jahre zu beobachten. Eine zweite Aufgabengruppe ist die Vertretung vor Finanzbehörden sowie die Unterstützung bei Betriebsprüfungen und im Steuerstreitverfahren.
Gerade der Compliance-Aspekt mit den Steuergesetzen ist ein sehr wichtiges Aufgabenfeld. Damit alle Anforderungen erfüllt werden können, setzt die Ausübung des Berufs ein Hochschulstudium oder eine entsprechende Ausbildung voraus. Diese sind Pflicht für die Zulassung zur Steuerberaterprüfung. Das Gehalt eines Steuerberaters in Deutschland variiert je nach Erfahrung, Spezialisierung und Arbeitsort. Einsteiger können mit einem Gehalt von etwa 40.000 bis 50.000 Euro pro Jahr rechnen. Erfahrene Steuerberater, insbesondere in Kanzleien oder mit eigenem Mandantenstamm, erreichen durchaus deutlich höhere Einkommen.

Geld
Abbildung 2: Jobs in der Finanzbranche können sehr einträglich sein. Neben hohen Provisionen können einige Experten auch hohe Stundensätze abrufen. Bildquelle: @ Robert Anasch / Unsplash.com

Fazit: Als Berater oder Makler in die Finanzbranche einsteigen

Die Finanzbranche ist ein sehr interessantes Berufsfeld, das auch sehr gute Verdienstmöglichkeiten bietet. Wer sich für einen beruflichen Einstieg interessiert, kann verschiedene Richtungen einschlagen – vom reinen Finanzberater über den Versicherungsmakler bis zum Steuerberater und dem Portfolio-Manager. Die Voraussetzungen für die einzelnen Berufe sind sehr unterschiedlich.
Während es zum Beispiel für den Versicherungsmakler reicht, mit einer Ausbildung in die Finanzbranche einzusteigen, setzt der Portfolio-Manager und Steuerberater schnell das Studium voraus. Was die einzelnen Berufe allerdings miteinander verbindet: Die Aufstiegs- und Verdienstchancen sind auch für Einsteiger in die Finanzbranche sehr gut. Wer sich also näher dafür interessiert, sollte die einzelnen Möglichkeiten prüfen und die individuell beste Möglichkeiten nutzen.