„Das besondere Stück“ – Kleinode aus der Sammlung Köhler-Osbahr

06.09.2013 | Kultur

Idol

Unter diesem Motto stellt Wilfried Schaus-Sahm herausragende Einzelstücke der Münz- und Antikensammlung Köhler-Osbahr vor, die in der ’Aktuellen Vitrine’ im Kultur- und Stadthistorischen Museum zu sehen sind.

Ein Giacometti im Kultur- und Stadthistorischen Museum?

Ist das moderne Kunst? Man könnte es vermuten, doch die nur knapp 11 cm große Figur wurde bereits um 1200 bis 1000 v. Chr. in Bronze gegossen. Derartige Kleinplastiken aus der Vor- und Frühgeschichte werden als Idole bezeichnet, weil man davon ausgeht, dass sie eine kultische Bedeutung hatten. Sie könnten Objekte eines zeremoniellen Tauschhandels gewesen sein oder eine Rolle in Begräbnisriten gespielt haben. Der große Aufwand für ihre Herstellung, die Wahl des edlen Materials und nicht zuletzt ihr ästhetischer Wert deuten darauf hin, dass sie ein kostbarer persönlicher Besitz waren und vereinzelt ihrem Besitzer mit ins Grab gegeben wurden.

Mit dem Aufkommen der abstrakten Kunst im 20. Jahrhundert wurden die Idole wieder entdeckt. Bedeutende Künstler der Moderne griffen die prähistorische Bildsprache auf. Hans Arp zum Beispiel oder auch Constantin Brancusi orientierten sich bei ihren Plastiken an den wiederentdeckten Vorbildern.

Das in der aktuellen Vitrine der Köhler-Osbar-Sammlung ausgestellte männliche Idol läuft von der Körpermitte nach unten – wie ein Nagel – spitz zu und stammt aus dem nordost-anatolischem Gebiet. Mit seinem vogelartig modellierten Kopf und den ausgebreiteten Armen verblüfft es den Betrachter tatsächlich durch seine scheinbar abstrakt-moderne Gestaltung.

Die Sammlung der Köhler-Osbahr-Stiftung befindet sich im Kultur- und Stadthistorischen Museum, Johannes-Corputius-Platz 1 und ist dienstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr, sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.