Hansegracht Duisburg Innenhafen
Die beiden Wohngebäude an der Hansegracht und der Stresemannstraße wurden – auf der Grundlage des Masterplans von Norman Foster – durch das renommierte Stuttgarter Architektenteam Auer+Weber+Partner geschaffen. Die Häuser erhielten 2000 die „Auszeichnung vorbildlicher Bauten in NRW“, verliehen von der Architektenkammer und dem Landesbauministerium. Entstanden sind die Gebäude auf dem Gelände der Tabakfabrik der Kaufmannsfamilie Böninger, die bereits im 16. Jahrhundert in Duisburg mit Lebensmitteln und Kolonialwaren handelte. Die Tabakfabrik im Innenhafen bestand von 1912 bis 1975, später dienten die Hallen als Lagerräume. Das Eingangstor zur Tabakfabrik ist – zusammen mit dem ehemaligen Verwaltungsgebäude – erhalten geblieben und beherbergt heute Kindergarten, Büros und Wohnungen. Die Architektur der Neubauten richtet sich an den ökologischen zielen der IBA Emscher Park aus. Kunststoffe, Aluminium und Tropenhölzer wurden vermieden, das Dach ist begrünt und auf dem Gebäude Stresemannstraße befindet sich ein Solarkraftwerk. Alles Regenwasser, das auf den Dächern und Tiefgaragen gesammelt wird, wird durch offene Mulden in die Hansegracht geleitet und kann dort – sowie im Innenhafenbecken – naturnah versickern beziehungsweise verdunsten. Mittels Sonnenenergie – diese wird auf der Tordurchfahrt der Tabakfabrik erzeugt – wird bei sommerlichem Wetter das Wasser in der Gracht durch hochgepumptes Grundwasser ergänzt.
Die Gebäudearchitektur folgt den intakten Blockstrukturen des benachbarten Wasserviertels. Jedoch erlaubt die Kleinteiligkeit der differenzierten Fassendengliederung die Ablesbarkeit von einzelnen ”Häusern”. Das Gebäude wird im Dachbereich von einem zurückgestaffelten, “leichten“ Wohngeschoss mit weit auskragendem Dach- schirm zusammengefasst, das Assoziationen mit einem Schiffsdeck aufkommen lässt. „Den relativ starr angeordneten kubistischen Bau- körpern steht eine lebendige Gestaltung der Fassaden mit großflächigen Verglasungen und mit Vorsprüngen in der Dachlandschaft gegenüber“, schreibt die Jury des NRW-Architekturpreises. „Die Vorsprünge lockern die oberen Gebäudeabschüsse in interessanter Weise auf.“ Holz als Konstruktions- und Ausbaumaterial trägt dazu bei, das gestellte Thema „Wohnen am Wasser“ ins Gebaute zu übersetzen. Hell verputzte Wandflächen im Wechsel mit elementierten, verglasten Holzfassaden verleihen dem Gebäude eine städtische, wohnlich-freundliche Atmosphäre. Die mit etwa 10 Metern verhältnismäßig geringe Gebäudetiefe gewährt einen hohen Wohnwert mit guter Belichtung aller Räume. In der Beurteilung der Jury heißt es: „Vorbildhaft kann die zum Innenhof orientierte durchgehende Stahlstruktur an den Gebäudeaußenseiten angesehen werden.”
Im Innenhof ist für die Bewohner von niederländischen Landschaftsarchitekten ein parkähnlicher Garten – Philosophenhof – geschaffen worden. Aus Altmaterialien, die für eine organische Struktur sorgen, sind Tore und Mauern gebaut worden, die einen Spielplatz umschließen.