Ein neuer Raum von Erwin Bechtold
17.11.2025 | Kultur
Das MKM präsentiert in der Dauerausstellung der Sammlung Ströher einen neuen Raum mit Werken von Erwin Bechtold. Ab 20. November 2025 sind 60 Werke zu sehen – davon 48 neue Dauerleihgaben. Erwin Bechtold (*1925 in Köln, † 2022 auf Ibiza) war bereits in den 1950er Jahren nach Spanien ausgewandert und gehört auf der iberischen Halbinsel und darüber hinaus zu den wichtigsten bildenden Künstlern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Trotz der Abgeschiedenheit seines Wohnorts auf Ibiza war er aktives Mitglied zahlreicher Künstlergruppen in Spanien und Deutschland. 1968 nahm er an der 4. Documenta teil, war 1973 Preisträger des Joan-Miró-Preises und erhielt 1990 die Ehrenprofessur des Landes Baden-Württemberg.
Mit wenigen Bildmitteln schuf er ein vielseitiges Werk aus Malerei und Zeichnungen. Häufig verwendete er geometrische Grundformen, die von organischen Elementen gebrochen werden. Grau- und Erdtöne dominieren sein Œuvre. Manche Bilder sind ausschließlich in Schwarz und Weiß gehalten oder zeigen nur wenige Linien. Mit diesen sparsamen Mitteln untersuchte er Grundelemente und Gegensätzlichkeiten der Gestaltung, wie Form und Fläche, Geste und Geometrie oder räumliche Fragestellungen nach dem Außen und Innen. In der Opposition von Ordnung und Zufall fand er die Leitmotive seines künstlerischen Ausdrucks. Durch die Verwendung von Erde und Sand gestaltete der Künstler plastische, raue Oberflächen oder erschuf durch das Verwischen von Grafit scheinbar immaterielle Bildräume.
Mit K.O. Götz, Gerhard Hoehme und Bernard Schultze nahm Erwin Bechtold an den ersten Ausstellungen des deutschen Informel teil. Seine Werke sind seit vielen Jahren in der Sammlung Ströher vertreten. In den Jahren 2020 und 2021 waren seine Bilder in Einzelpräsentationen im MKM zu sehen. Nach dem Tod des Künstlers 2022 sind diese Gemälde und Zeichnungen als Dauerleihgaben im Museum verblieben. Dieses Jahr wurden sie durch ein umfangreiches Konvolut an Werken auf Papier aus dem Nachlass ergänzt, der von seiner Witwe Christina Bechtold betreut wird. In dem neu eingerichteten Künstlerraum sind nun über 60 Arbeiten zu sehen, ein Großteil davon sind diese Papierarbeiten, die zwischen 1960 und den später 1990er Jahren entstanden. Zum ersten Mal wird hier ein Schwerpunkt auf diese Arbeiten gelegt. Sie belegen die Schlüsselrolle der Zeichnungen und Papierarbeiten für die Erarbeitung von Bechtolds Bildern, und sie bezeugen die konsequente Auseinandersetzung mit seinen grundlegenden Bildthemen. Gleichzeitig zeigen sie die große Fülle seiner Motive und den Einfallsreichtum seiner auf das Wesentliche reduzierten Malerei.

