Zahlungswende: Wie die Region jetzt bezahlt
06.10.2025 | Unternehmen | Gastronomie

Die Region rund um den Innenhafen erlebt eine stille, aber tiefgreifende Veränderung an Kassen, Terminals und in Apps. Während vor wenigen Jahren noch der Griff zum Portemonnaie die Regel war, prägen heute Karte, Smartphone und Echtzeitüberweisung den Alltag. Das Ganze passiert nicht nur beim Kauf auf Amazon und Co., sondern auch beim Bäcker, in der Gastronomie und sogar bei Parktickets.
Aktuelle Studien und amtliche Daten zeigen, dass der Zahlungsverkehr schneller, digitaler und vielfältiger wird. Zugleich bleibt Bargeld sichtbar, nur eben mit deutlich schwindendem Einfluss.
Der neue Mix an der Kasse
Im deutschen Einzelhandel wurden im Jahr 2024 bereits 63,5 Prozent des Umsatzes mit Karte beglichen. Das Bild ist eindeutig. Die Stückzahl barer Zahlungen sinkt, während Karten- und elektronische Verfahren in immer mehr Lebensbereichen den Takt vorgeben.
Vor diesem Hintergrund erklärt sich, weshalb das Thema Akzeptanz inzwischen über die Region hinaus als Standortfaktor gilt. Wo Mobilität, Gastronomie und Freizeitangebote verdichtet sind, zählen Tempo und Reibungslosigkeit, und das auch beim Bezahlen.
Der Innenhafen ist ein Beispiel dafür. Touristen und Einheimische wechseln zwischen Café, Restaurant und Veranstaltung, möchten Tickets oder Parkzeiten flexibel verlängern und erwarten Bezahlkomfort ohne Medienbruch.
Die unterschiedlichsten Branchen werden davon beeinflusst. An der Kasse zahlt man heute mit Apple Pay und Google Pay, beim Reiseveranstalter zahlt man mit Karte. Sein Handy lädt man mit einer Prepaidkarte auf, die man an der Supermarktkasse mit Bargeld kaufen kann und auch in der Unterhaltung im Netz zahlt man mit der Eingabe einiger Ziffern und Zahlen.
Gerade in Casinos mit Kreditkarten wird deutlich, dass eine Branche, die vor wenigen Jahren noch traditionell, bargeldbasiert und persönlich war, heute vollkommen ins Netz verlagert werden kann und keinen einzigen Schein und keine Münze mehr benötigt. Stattdessen zahlt man für Poker, Roulette und Co. mit Kreditkarte, in wenigen Klicks.
Bezahlen im Vorbeigehen wird zur Norm
Doch wie zahlen die Deutschen, wenn sie sowohl digitale als auch herkömmliche Zahlungsmethode zur Verfügung haben?
Die Kennzahl, die den Wandel greifbar macht, ist der Kontaktlos-Anteil. Ende 2024 wurden knapp 87 Prozent aller girocard-Zahlungen kontaktlos ausgeführt – ein neuer Höchststand, der sich 2025 weiter verfestigt. Damit ist „Tap-to-Pay“ im Alltag angekommen, vom Kiosk bis zum Supermarkt.
Auch aus Perspektive der Sparkassen-Gruppe, die in der Region stark vertreten ist, zeichnet sich derselbe Trend ab. Im ersten Halbjahr 2024 wurden 88 Prozent aller Zahlungen mit der Sparkassen-Card kontaktlos abgewickelt. Das zeigt, wie sehr die Kombination aus Karte, Smartphone und Smartwatch den Bezahlalltag prägt.
Der Großteil dieser Menschen sind jung. Für die Region bedeutet das, dass immer dort, wo junge Zielgruppen sind, die Erwartungen an mobile Bezahloptionen steigen, also zum Beispiel in Food-Courts, auf Märkten oder an temporären Ständen.
Was für Händlerinnen und Händler zählt, sind drei Effekte. Zum einen die schnellere Abwicklung an der Kasse, zum anderen weniger Bargeldhandling und zu guter Letzt auch die Möglichkeit, Zusatzservices in Apps anzubieten.
Die EU macht Sofortüberweisungen zum Standard
Ein zweiter, leiser, aber folgenreicher Trend rollt im Hintergrund. Echtzeitüberweisungen werden in der Europäischen Union zum Standard erhoben.
Mit der Verordnung der Europäischen Union 2024/886 verpflichtet der Gesetzgeber europäische Zahlungsdienstleister, SEPA-Echtzeitüberweisungen flächendeckend anzubieten, und das rund um die Uhr, an allen Tagen, mit strengen Vorgaben zur Ausführung in Sekunden.
Fachanalysen zeigen, was das in der Praxis bedeutet. Echtzeit von Konto zu Konto reduziert das Risiko von Zahlungsausfällen im Handel, ermöglicht neue Use-Cases wie sofortige Rückerstattungen und stärkt digitale Geschäftsmodelle in Regionen mit dichter Tourismus- und Gastronomieversorgung.
Der regulatorische Impuls macht Instant Payments zur Pflichtleistung, nicht mehr zur optionalen Premium-Funktion, und das mit erheblichen Effizienzgewinnen für Unternehmen jeder Größe.
Parallel treibt die European Payments Initiative ihre europäische Wallet „Wero“ voran. Nach dem Start mit Zahlungen zwischen Privatpersonen im Jahr 2024 arbeitet die Initiative am Sprung in den Online-Handel, zunächst in Deutschland.
Ziel ist eine konto-zu-konto-basierte, europaweit interoperable Zahlungsalternative, die in den kommenden Jahren auch am Verkaufspunkt verfügbar sein soll.
Für Händlerinnen und Händler am Innenhafen ergibt sich daraus Perspektive. Echtzeitzahlungen ohne Umweg über Kartenschemes könnten mittelfristig Gebührenstrukturen verändern und die Abwicklung vereinfachen.
Parken, Gastronomie und Märkte
Doch wie sieht all das konkret aus? Die Umstellung ist nicht nur Statistik, sie lässt sich im Alltag erleben. In Duisburg wurde bereits vor einigen Jahren das Handyparken eingeführt, das inzwischen von mehreren Anbietern unterstützt wird.
Parktickets lassen sich per App lösen oder verlängern, ohne zum Automaten zurückzukehren, eine Funktion, die die Aufenthaltsqualität an Orten mit hoher Dichte von Gastronomie und Freizeitangeboten verbessert und spontane Wege erlaubt.
Aktuelle Anbieterinformationen zeigen zudem, wie breit der digitale Parkservice in der Stadt genutzt werden kann, ob am Zoo, am Innenhafen oder in der City.
Mit solchen App-Lösungen wird Pay-per-Use buchstäblich zur Nebensache, weil die Bezahlung im Hintergrund läuft und sich nahtlos in den Besuchsfluss einfügt. Für Restaurants, Cafés und Bars in Ufernähe bedeutet das mehr Planbarkeit, weil Gäste nicht abrupt aufbrechen müssen, um ein Ticket zu verlängern
Das Parken ist dabei nur eines der Themen, die durch neue Zahlungssysteme revolutioniert werden.
Die Revolution in der Zahlungslandschaft
Die Datenlage der Jahre 2024 und 2025 skizziert also eine klare Richtung. Kartenzahlung gewinnt im Umsatzgewicht, kontaktloses Bezahlen ist zum Standard geworden, und die girocard bleibt in Deutschland die tragende Säule an der Kasse.
Gleichzeitig bereitet die Regulierung den Weg für Konto-zu-Konto-Echtzeit als neue Basistechnologie. Daraus entsteht eine Zahlungslandschaft, in der die Stärken der Systeme zusammenwachsen: die Verbreitung und Effizienz der girocard, die Reichweite und Kundenvertrautheit von Kreditkarten sowie die Geschwindigkeit und Kostenvorteile unmittelbarer Überweisungen.
Für den Innenhafen, die Duisburger City und die angrenzenden Quartiere bedeutet das mehr Handlungsspielraum. Händlerinnen und Händler können Zahlungsangebote passgenau auf Zielgruppen zuschneiden, Stoßzeiten durch schnellere Abwicklung abfedern und mit hybriden Modellen neue Services testen, vom Self-Checkout bis zur Echtzeit-Rückerstattung.
Gastronomie und Freizeitbetriebe gewinnen, wenn Gäste ihre Aufenthalte nicht an Parkuhren oder Bargeldbestände koppeln müssen. Kommunale Angebote wie Handyparken senken nebenbei Suchverkehr und Friktion im Stadtleben.
Nicht zuletzt weist die europäische Entwicklung mit Wero und der Verordnung zur Echtzeitüberweisung auf eine stärkere Souveränität des Zahlungsraums hin. Wenn konto-zu-konto-basierte Zahlungen in Online-Shops und an Kassen in großer Breite ankommen, könnte sich die Gebührenarithmetik verändern, mit konkreten Effekten für Margen im Handel der Region.
Das schafft Anreize, frühzeitig zu prüfen, wo Instant-Szenarien sinnvoll sind, welche Kassensoftware bereit ist und welche Acquirer oder Zahlungsdienstleister bereits heute schlanke Integrationspfade anbieten.
Die Zahlungswende am Innenhafen ist damit weniger ein spektakulärer Sprung als eine Summe kleiner, gut belegbarer Schritte: mehr Karten Umsatz, höhere Kontaktlos-Quoten, klare regulatorische Leitplanken und neue europäische Infrastrukturen.
Wer diese Entwicklungen verknüpft, macht Bezahlen zu einem stillen Standortvorteil, für die Menschen in der Region, für Gäste und für Unternehmen, die hier investieren.
