Hanne Darboven – Der Regenmacher

08.03.2021 | Kultur

Update am 17.03.: Verlängerte Laufzeit bis 9. Mai 2021

Hanne Darboven
© VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Foto: Henning Krause

Gute Nachrichten pünktlich zum Weltfrauentag: Ab Mittwoch, 10. März 2021, öffnet das MKM Museum Küppersmühle die Ausstellung “Hanne Darboven – Der Regenmacher” nach dem Lockdown für Besucherinnen und Besucher. Die Ausstellung wird bis zum 9. Mai 2021 verlängert. Nach den aktuell geltenden Vorgaben sind im MKM 50 Personen pro Stunde nach Voranmeldung zugelassen. Time Slots können ab sofort unter office@museum-kueppersmuehle.de oder 0203-30 19 48 32 gebucht werden sowie ab 15.3. zusätzlich über die Homepage www.museum-kueppersmuehle.de.

Mit der Konzeptkunst-Ikone Hanne Darboven (1941–2009) präsentiert das MKM eine der prägenden Künstlerinnen des 21. Jahrhunderts. Zu sehen sind vier große Werkzyklen Darbovens aus der Sammlung Ströher. Sie bestehen aus rund 2.000 einzelnen Blättern und machen in ihrer seriellen Hängung das zentrale Anliegen der Künstlerin unmittelbar erfahrbar: Die Visualisierung von Zeit. Und nicht zuletzt nach den Erfahrungen des Lockdowns wird die “Buchhalterin der Zeit” zur “Künstlerin der Stunde” (Nicola Kuhn, Tagesspiegel).

Die ausgestellten Arbeiten “Der Regenmacher”, “Soll und Haben”, “Welttheater ›93‹” und “Ansichten ’85” sind exemplarisch für das Denken und Schaffen der Künstlerin, das sich als Gegenentwurf zum herkömmlichen Kuntbegriff präsentiert und als “künstlerisches Schreibwerk” oder “mathematische Literatur” bezeichnen lässt. Der titelgebende “Regenmacher” ist im MKM erstmals nach über 20 Jahren – und zum zweiten Mal überhaupt – vollständig mit allen 1.386 Blättern präsentiert.

Die Ausstellung gibt Einblicke in Hanne Darbovens obsessive künstlerische Konsequenz und ihre grundlegenden Ideen und Motive: die systematische Reihung von Schriftseiten, die Kombination von Schreibwerk und Bildmotiven, die Einbettung in eine numerische Logik, basierend auf den Tagesdaten, oder die Verwendung von privaten Sammelobjekten als Stellvertreter für zeitgeschichtliche Aspekte.

Bis zu ihrem Tod 2009 lebte und arbeitete die Künstlerin zurückgezogen in Hamburg-Harburg auf dem elterlichen Gutshof, in einem Atelier, das einer Wunderkammer glich. Hanne Darbovens gedanklicher Kosmos vereint Hochkultur und Kurioses, zeithistorische Fakten und persönliche Analyse. Die schwungvoll beschriebenen Blätter mit Zahlenkonstruktionen, ihr ‘Markenzeichen’, gehen zurück auf ihre Zeit im New York der 1960er Jahre. Es sei bereits alles gemalt konstatierte sie seinerzeit und entwickelte konsequent ihre einzigartige Schreibkunst, die sich auf Millimeterpapier, in alten Kassenbüchern oder im Dialog mit fotografischen Fundstücken präsentiert. Im Kern geht es um das Sichtbarmachen von Zeit als einer Möglichkeit der Wirklichkeitserfahrung. Darbovens serielle Blattfolgen werden zum physisch erfahrbaren Speichermedium von Tagesverläufen, künstlerischer Biografie und Zeitgeschehen. Hanne Darboven schreibt Zeit.

Ergänzt wird die Präsentation durch biografische Einblicke. Die faszinierende Persönlichkeit Hanne Darbovens – von der Absage an Mode und Kunstgesellschaft über die Tierliebe bis zur obsessiven Arbeits-Askese – wird im Filmporträt von Kurator und MKM-Direktor Walter Smerling erlebbar. Er hat die Künstlerin lange persönlich begleitet und ist Kuratoriumsmitglied der Hanne-Darboven-Stiftung. Der Film “Hanne Darboven. Mein Geheimnis ist, dass ich keins habe” ist zusätzlich abrufbar auf dem Youtube-Kanal der Stiftung für Kunst und Kultur in der Darboven-Playliste (Link: https://www.youtube.com/playlist?list=PLHb7OSFxPHwSnmG02-oihdhQXlop4_UwT). Hier finden Sie auch weitere Videos zur Ausstellung, u.a. Begegnungen mit Tony Cragg, Andreas Gursky oder ARD-“Regenmacherin” Claudia Kleinert.