Von Geistern und Genies

22.06.2021 | Kultur

Geister und Genies

Das Kultur- und Stadthistorische Museum im Duisburger Innenhafen zeigt seit 20. Juni eine Sonderausstellung, die das Leben und Wirken der „Geister & Genies“ des 16. Jahrhunderts lebendig werden lässt.

Von 1568 bis 1648 erkämpfte die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen im Achtzigjährigen Krieg die Unabhängigkeit von den Spaniern. Unter der spanischen Herrschaft mussten humanistische Gelehrte mit Verfolgung, Enteignung und teilweise Hinrichtung rechnen, so dass, wer konnte, fortzog und sein Glück andernorts suchte. So gelangten zahlreiche Gelehrte an den Niederrhein, insbesondere nach Duisburg. Einer der Hauptgründe dafür war die in religiösen und wissenschaftlichen Fragen tolerante Politik des Regenten Herzog Wilhelm V. von Kleve, Jülich und Berg. Ein anderer Grund mögen die damals aktuellen Planungen zur Gründung einer Universität gewesen sein.

Zu diesen Gelehrten aus den niederländischen Provinzen gehörte zum Beispiel Johann Weyer, der sich als Hofarzt von Wilhelm V. strikt gegen die Hexenverfolgung aussprach und damit großen Einfluss auf den Herzog hatte.

Oder Johanna Otho, die in einer Zeit, in der Frauen kaum Zugang zu Bildung hatten, Latein, Griechisch und Hebräisch lernte, eigenständig Gedichte und Bücher veröffentlichte und in Briefkontakt zu zahlreichen europäischen Gelehrten stand.

Darüber hinaus begegnen den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung auch Theologen wie Georg Cassander, Sprachforscher wie Cornelius Wouters, Juristen wie Jean Matal, Lehrer wie Johannes Molanus und natürlich nicht zuletzt Kartografen wie Gerhard Mercator. Zusammen brachten sie der Stadt den Beinamen „Duisburgum Doctum“ – „Gelehrtes Duisburg“ ein.

Durch den engagierten Einsatz von „Mercators Nachbarn“ werden diese und weitere „Geister & Genies“ in unterhaltsamen Videosequenzen lebendig. So erfahren die Gäste ganz persönlich, was die beherrschenden Themen im Leben der sehr unterschiedlichen Personen waren.

Die biografisch orientierte Ausstellung zeigt zum einen, wie sehr niederländische Wissenschaftler die Stadt bereichert und das geistige Leben beeinflusst haben. Zum anderen beleuchtet sie einen weitgehend vergessenen Teil Duisburger Stadtgeschichte. Schließlich stellt sie auch Leben und Werk Gerhard Mercators im Netz seiner humanistisch gesinnten Kollegen in einen bisher kaum beachteten Zusammenhang.

Die Ausstellung ist Teil des deutsch-niederländischen Themenjahrs des Museumsnetzwerks Niederrhein, das sich 2021/22 den „Provinzen“ widmet. Alle Ausstellungstexte sind auch auf Niederländisch verfügbar.