Große Retrospektive im Museum Küppersmühle

04.11.2013 | Kultur

Fred Thieler Küppersmühle

Fred Thieler – “MALEREI
Das Werk Fred Thielers gilt als Synonym für Informel und abstrakte Bildwelten. Seine Kunst ist die Grundlage und Energiequelle für sein großes, konsequentes Engagement nicht nur als Künstler, sondern auch als Lehrer, Kulturpolitiker und Kunstanwalt. Das MKM Museum Küppersmühle widmet Fred Thieler eine umfassende Retrospektive, die die konsequente Entwicklung seines bildnerischen Schaffens nachzeichnet. Seine enorme Kreativität wird anhand von rund 100 Arbeiten dokumentiert, ausgehend von seinen Papierarbeiten und Grafiken bis hin zu den großformatigen Leinwänden. Schlüsselwerke aus zahlreichen Sammlungen und Museen ergänzen zentrale Arbeiten des Künstlers aus der im MKM beheimateten Sammlung Ströher.

Im Geist gestalterischer Freiheit
Wesentlich für das Verständnis von Fred Thielers Werk und seiner künstlerischen Entwicklung ist „sein Bestreben sowohl nach gestalterischer Freiheit als auch nach freier und offener Aufnahme seines Bildes durch den Betrachter. Malen ist für Thieler Befreiung von Zwang, sowie Ausdruck von Freiheit und Positionsbehauptung seiner selbst. Unter dieser Prämisse lehnt er auch eine eindeutige Nildinterpretation ab und negiert jede Absicht, Einfluss auf den Betrachter nehmen zu wollen.“ (Eva Müller-Remmert, Kuratorin) Vor diesem Hintergrund ist – nach den frühen, noch gegenständlichen Arbeiten der 1940er Jahre – Fred Thielers rasche Hinwendung zur abstrakten, gestisch-dynamischen Malerei zu sehen, die sich im Verlauf der 1950er Jahre unwiderruflich vollzieht und nicht zuletzt eineBefreiung von den im Dritten Reich erfahrenen Restriktionen darstellt. 1952 wird er offiziell Mitglied der Künstlergruppe ZEN 49, pflegt aktiv Freundschaft und Austausch mit deutschen und internationalen Künstlern wie Rupprecht Geiger, Hans Hartung, Serge Poliakoff und Pierre Soulages und partizipiert an Ausstellungsaktivitäten im In- und Ausland.

Entlang der innersten Überzeugungen Fred Thielers ist auch der Betrachter im MKM aufgefordert, den ausgestellten Werken offen zu begegnen und „zum Mitarbeiter des Künstlers“ zu werden, so MKM-Direktor Walter Smerling und betont, dass es dem Künstler „abgesehen vom Handeln als Maler, vom Gestalten der Bildwelten, immer auch um die Stellung der Kunst in der Gesellschaft ging: Denn die Kunst braucht die Gesellschaft, die Kunst braucht die Reflexion.“

Ausstellung
Bereits im Eingangsraum versammelt die Retrospektive neben einigen frühen figurativen Portraits und Landschaften bedeutsame informelle Arbeiten der 1950er Jahre wie O/16-53 (1953), anlässlich des Symposion Informel im Saarland-Museum in Saarbrücken ausführlich besprochen (1982, s. Gesprächsauszug Katalog S. 26-28), das Gemälde 0 17/54 (1954), erstmals 1955 in der vielbeachteten Ausstellung Peintures et sculptures non-figuratives en Allemagne d’aujourd’hui im Cercle Volney in Paris gezeigt, oder auch O-32/55 (1955), Teil einer Wanderausstellung der ZEN 49-Gruppe in den USA 1956/57. Im Kubus des Eingangsbereichs erwartet den Besucher zudem eine Rarität: das einzige Lichtobjekt des Künstlers – „Ohne Titel“ von 1965.

Die Gemälde der 1950er Jahre entstehen vorwiegend in Spachteltechnik. Der zähflüssige, schnell trocknende Farbauftrag bedingt die Arbeit im kleineren Format. Sie mündet in strukturellen Bildern und gibt mit zwei großformatigen Gemälden – Reliefcollage Bamberg 1964 (1965) und Palenque (1978) – einen Ausblick auf spätere Schaffensperioden. Denn Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre beginnt Thieler zunehmend, dünnflüssigere Farben und große Pinsel zu verwenden, um zum großen Format zu gelangen sowie ausschweifendere Rhythmen und Bewegungen realisieren zu können. Auch durch die Entwicklung seiner Collagen und Decollagen sowie insbesondere mittels Farbschüttungen und Leinwandfaltungen wird Thieler seine Bildschöpfungen weiter verfolgen und spontan-dynamische Farberlebnisräume entstehen lassen. Ein Film der Künstlerin FRANEK über die Entstehung des ebenfalls in der Ausstellung gezeigten Werkes Groß, dunkel, wachsend (1983) dokumentiert diese ungewöhnliche Arbeitsweise. Eindrucksvoll nachvollziehen lassen sich die mittleren und späteren Schaffensphasen sowohl anhand einzelner Exponate wie z.B Signal (1960), For Pilots only (1964) oder Zwischen weißen Zentren (1991), aber auch anhand der sogenannten Wannseebilder, einer Auftragsarbeit zur Wandgestaltung des damaligen Kurhaus Wannsee von 1961/62. „Allen (Wannseebildern) zu eigen ist (…) ein neuer, befreiter Umgang mit den Farben, die auf die am Boden liegenden Leinwände geschüttet und mit Quast, Lappen, Malstock und/oder Pinsel bewegt werden. Zum Teil zeichnet sich auch die Struktur des Bodenbelags in der durchnässten Leinwand ab. Fast tänzerisch umwandert der Künstler das Bild am Boden (…) Diese Bildgenese, gleichermaßen durch den Körpereinsatz des Künstlers wie durch die Aktion der Farben provoziert, ist bei Fred Thieler in dynamischer Steigerung seiner früheren informellen Malerei dem amerikanischen Begriff des großformatigeren Action Painting zuzuordnen.“ , erläutert Kuratorin Eva Müller-Remmert. Dass es gelungen ist, fünf der insgesamt sechs Arbeiten der Serie (eines gilt als verschollen) seitlanger Zeit wieder im Zusammenhang zu zeigen, stellt ein besonderes Highlight der Ausstellung dar.

Abgerundet wird die Retrospektive durch eine Auswahl an sogenannten Inbildern, die eine Sonderstellung in Fred Thielers malerischem Œuvre einnehmen, sowie einer Vielzahl früher Papierarbeiten und Druckgrafiken, die das Werk des Künstlers von Beginn an begleiten. Darüberhinaus illustrieren zahlreiche biografische Fotografien Stationen im Leben dieses wichtigen Protagonisten deutscher Nachkriegskunst. Auch in der ständigen Sammlung des MKM, der Sammlung Ströher, ist Fred Thieler mit zwei Gemälden der 1980er Jahre dauerhaft vertreten.

Fred Thieler Küppersmühle

Der Künstler
Fred Thieler (1916-1999) begann 1937 zunächst ein Medizinstudium in seiner Geburtsstadt Königsberg (heute Kaliningrad), von dem er aber später durch die Nationalsozialisten ausgeschlossen wurde, weil seine Mutter Jüdin war. So wandte er sich erst Anfang der 1940er Jahre der Malerei zu und leistete in München politischen Widerstand aus dem Untergrund. Nach dem Krieg studierte er an der Münchener Akademie der Bildenden Künste, lebte von 1951 bis 1953 in Paris und wurde 1952 Mitglied der 1949 gegründeten Künstlergruppe ZEN 49. 1965/66 gestaltete der Künstler für die Heilig-Geist-Kirche in Emmerich den gesamten Innenraum mit der Darstellung der vierzehn Kreuzwegstationen, 1989-91 ein Deckengemälde im Residenztheater in München sowie zahlreiche weitere Großaufträge im öffentlichen Raum. Der zweimalige documenta-Teilnehmer (1959 und 1964) war von 1959 bis 1981 Professor an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin sowie zwei Jahre lang Gastprofessor in Minneapolis. Von 1976 bis 1983 ist Fred Thieler Vertreter der Bundesrepublik Deutschland in der International Association of Art (IAA), von1979 bis 1984 deren Vize- und 1983 deren Ehrenpräsident. Auch als Mitglied der Akademie der Künste, Berlin engagiert sich der Künstler und bekleidet von 1980 bis 1983 das Amt des Vizepräsidenten. 1991 stiftete er den “Fred-Thieler-Preis für Malerei”, der inzwischen im zweijährigen Turnus in der Berlinischen Galerie verliehen wird.

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