Mehr Radtourismus an der Ruhr: Der “Greta-Effekt”?
31.01.2020 | Standort
Die schwedische Klimaschützerin Greta Thunberg hat mit ihren sechzehn Jahren schon mehr erreicht als so mancher Politiker, der sich für die Umwelt einsetzt. Ihr Kampfgeist inspiriert auch viele Deutsche, ihr Konsum- und Reiseverhalten zu überdenken. Dies sieht man deutlich an den “Fridays-For-Future”-Demonstrationen, die von Greta ins Leben gerufen wurden: Allein in Duisburg kamen am Freitag, den 20. September, mehr als 3.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene zusammen, um sich für den Klimaschutz einzusetzen. Dass den Worten offenbar auch Taten folgen, stellte man nun auf dem ersten Radtourismus-Kongress in Duisburg fest.
Der Kongress, an dem auch Ruhr Tourismus und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) teilnahmen, fand am 23. Oktober statt. ADFC-Bundesvize Frank Hofmann bemerkte zufrieden, dass allein im Jahr 2018 rund 5,5 Millionen Deutsche eine Radreise unternommen haben. Als Hauptmotivation nannte er die Lust an der Natur und Bewegung sowie die Abkehr von Pauschalreisen. Radreisen sind in der Altersgruppe von 45 bis 65 Jahren besonders beliebt. Auch aktive Ruheständler nutzen immer häufiger sogenannte E-Bikes, deren Verkaufszahlen in der letzten Zeit beachtlich angestiegen sind. Mittlerweile macht der Radtourismus ganze zehn Prozent des gesamten Tourismus in Deutschland aus.
Das Ruhrgebiet hat sich zu einer der meistbesuchten Radereiseregionen in Deutschland entwickelt. Da sei es gar nicht verwunderlich, dass es in der Region bereits 150 zertifizierte “Bed & Bike”-Übernachtungsbetriebe gebe, so Axel Biermann, der Geschäftsführer von Ruhr Tourismus. Zu den schönsten Fahrradwegen gehören wohl der Ruhrtal-Radweg und die Römer-Lippe-Route. Dabei soll es jedoch nicht bleiben: Weitere idyllische Strecken seien bereits in Planung. Dabei will sich die Ruhr Tourismus GmbH nicht nur auf die “Best Ager”-Zielgruppe konzentrieren, sondern auch auf die Bedürfnisse junger Radfahrer und Mountainbiker eingehen. Die Tourismusmarketing-Gesellschaft agiert nämlich auch als Reiseveranstalter, der nun komplett neue Produkte für den Radtourismus entwickeln möchte. Dass Ruhr Tourismus mit diesen Plänen nicht alleine dasteht, beweist das Duisburg-Kontor, das seit 2016 in die digitale Infrastruktur für den Radtourismus durch den Ausbau von Radtourismusplattformen investiert.
Der Wunsch nach intensiven Erlebnissen in der Natur äußert sich jedoch nicht nur in der steigenden Beliebtheit des Radtourismus. Auch die Caravaning-Branche boomt: Immer mehr Menschen suchen nach guten Anhängerkupplungen für ihre Autos, um mit geliehenen oder neu erworbenen Wohnwagen auf Reisen zu gehen. Tatsächlich stieg die Zahl der Neuzulassungen von Wohnmobilen und Wohnwagen im Zeitraum von 2017 bis Mitte 2019 um fast 16 Prozent. Dies beflügelt auch den Tourismus im Inland. Deutsche Campingplätze werden immer gefragter – fast 90 Prozent aller Gäste stammen aus Deutschland, während der Rest aus dem Ausland anreist. Die ausländischen Camper kommen größtenteils aus Belgien, Holland und der Schweiz. Und hier schließt sich der Kreis: Die meisten von ihnen sind 45 bis 65 Jahre alt und haben auf Reisen ihr Fahrrad dabei.